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Ortsgeschichte von Wünsch

Die Schwarzeiche entspringt nur wenig westlich von Oberwünsch, früher nannte man sie auch 'Schwerzeiche', wobei die Endung '-eiche' eigentlich für '-arche' stehen dürfte, einer alten germanischen Bezeichnung für Bach.

Für Wünsch wird eine sehr frühe Besiedlung angenommen, Täler wie das, an welchem der Ort liegt, sind in ihrer Art bekanntlich seit jeher bevorzugte Siedlungsräume. So ist es nicht verwunderlich, wenn schon das Hersfelder Zehntverzeichnis, welches auf Daten aus dem 8. Jahrhundert basiert, den Ort nennt. Wünsch wird dort gleich doppelt aufgeführt, beide Male als 'Unschi'. Damit könnten Ober- und Niederwünsch gemeint sein, andererseits wurde Blösien dort gleich vierfach genannt, was definitiv nur einem Ort zugeordnet werden kann.


Erstnennung des Ortes im Hersfelder Zehntverzeichnis


In seiner weiteren Entwicklung wurde dieser Name noch mehrfach geändert von Vunschi, Vusch, Vunsch bis hin zu Winitz. Für den Namen wird je nach Couleur der Historiker mal eine germanische, mal eine slawische Abstammung angenommen. Bei einer slawischen Besiedlung wird der Name vom altslawischen Wort „unu=besser" abgeleitet, was auch als Vorname genutzt wurde. Damit könnte der Dorfname als 'Besserdorf' gedeutet werden. Eventuell wurde der Ort von Slawen um das 7./8. Jahrhundert neu besiedelt, archäologische Funde im Ort und der unmittelbaren Umgebung schließen aber auf eine noch deutlich ältere Besiedlung des Ortes. Von der Anlage der Straßen in beiden Orten dürfte er aus mehreren germanischen Weilern entstanden sein, die später zu zwei Dörfern vereinigt wurden. Demnach dürfte Wünsch der gleichen Epoche wie Eichstädt entstammen. Die Endung auf -i im Zinsregister spricht auch nicht unbedingt für eine slawische Gründung. Eine andere Möglichkeit ist, dass Slawen sich hier im 6./7. Jahrhundert niederließen, anschließend ein sächsischer oder fränkischer Adliger die Herrschaft über den Ort an sich riss. Dieser wollte aber nicht bei den Slawen leben, sondern richtete seinen Hof außerhalb ein, um diesen siedelten sich dann bald germanische bzw. deutsche Siedler. Einige der Ober-/Unterformen von Ortsnamen in dieser Gegend dürften auf solch ein Verhalten zurückzuführen sein, nachweisbar ist dies aber kaum.

1366 verkauft Theodericus pincerna de Bedere sein Gut zu Wünsch an den Bischof Friedrich zu Merseburg. 1496 wird der Herr von Watzdorf in Obereichstädt mit einer Hufe Landes belehnt. Er erhält außerdem 'drey eldest Hufen im Zceckerschen Felde', also in der Flur der Wüstung Zeckram.

Wünsch lag von je her an einer wichtigen Kriegs- und Handelsstraße, welche von Halle über Bad Lauchstädt nach Thüringen führte. Daher kamen beide Ortschaften oft sehr direkt mit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in Berührung. Während des Bauernkrieges wurde Niederwünsch 1525 von den Truppen des sächsischen Herzogs geplündert, als diese auf dem Weg von der Schlacht bei Frankenhausen nach Merseburg waren.

Die Gemeinde Wünsch setzt sich aus den beiden ursprünglich unabhängigen Ortsteilen Nieder- und Oberwünsch zusammen. Erst im 20. Jahrhundert wurden Ober- und Niederwünsch zur Gemeinde Wünsch vereinigt. Dies und die Lage an der Kreisgrenze zwischen Merseburg und Querfurt bedingte die getrennte Verwaltung. Niederwünsch gehörte zum Kreis Merseburg, Oberwünsch zum Kreis Querfurt. Erst nach der Gebietsreform 1952 kam Oberwünsch zum Kreis Merseburg. Damit wurde der Zusammenschluss der beiden Wünscher Ortsteile möglich. Beide Ortsteile besitzen ihre eigene Kirche, was ihre ursprüngliche Eigenständigkeit nur noch deutlicher macht. Seit dem 1. Januar 2006 ist Wünsch ein Ortsteil der Stadt Mücheln (Geiseltal).

Die Gemeinde Wünsch als ländliches Dorf ist eine gewachsene Siedlung mit eigener Entwicklung und Geschichte, und nur wenig baulichem Einfluss aus den letzten hundert Jahren. Ziel heutiger dörflicher Entwicklung ist es, das überlieferte Ortsbild zu erhalten, und in diesem Sinne wurde in den Jahren 1993 bis 1998 ein Programm zur Dorferneuerung aufgelegt. Die bisher realisierten Maßnahmen haben das Ortsbild wesentlich und positiv beeinflusst und zur Verbesserung des Wohn- und Lebensraumes in der Gemeinde beigetragen. So wurden Straßen und Gehwege saniert, markante Punkte bzw. Plätze im Dorf, die eine geschichtliche Bedeutung haben, neu gestaltet und auch neue Plätze geschaffen. Dennoch bleibt viel zu tun, besonders viele der alten Bauernhöfe sind stark sanierungsbedürftig.



Quelle: Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016

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