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Ortsgeschichte
von Bündorf
Bündorf
liegt westlich von Merseburg im Tal der Laucha, kurz hinter der
Mündung der Schwarzeiche in die Laucha. Nördlich und südlich des
Ortes wurde über Jahrhunderte Braunkohle abgebaut, die Folgen davon
prägen die Landschaft um das Dorf bis heute. Nicht zu verwechseln
ist der Ort mit Benndorf an der Laucha bei Knapendorf, oder mit dem
im ausgehenden Mittelalter wüst gefallenen Bündorf bei Möckerling.
Letztgenannter Ort war es wohl auch, der bereits in dem zwischen 881
und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld
als zehntpflichtiger Ort Budinendorpf im Gau Friesenfeld genannt
wurde, richtige Zuordnungen sind hier daher nur schwer zu treffen.
Von der Ortsanlage her dürfte der Ort sehr wohl in das Spektrum der
Orte des Hersfelder Zehntverzeichnisses passen
Entstanden
ist der Ort wohl spätestens um das Jahr 900, wahrscheinlich im
Umfeld einer älteren fränkischen Burg. Der Burghügel, auf dem
diese Burg erbaut wurde, ist künstlich aufgeworfen worden und mit
einem Grabenring umgeben worden. Möglicherweise ist diese Anlage
sogar aus vorfränkischer Zeit
Durch
Auflösung des Bistums Merseburg kam Bündorf 981 in Besitz des
Bistums Halberstadt. Der Ort Bündorf wird erstmals um 1004
urkundlich in einer Grenzbestimmungsschrift genannt, in dieser Zeit
gehörte er wieder zum Stift Merseburg. Bündorf wird in einer
Urkunde König Heinrichs II. vom 17. Oktober 1012 als 'Boian Villa'
genannt und der Kirche zu Merseburg als eine Schenkung der Ottonen
kraft königlicher Autorität bestätigt. Spätere Abschriften der
Urkunde, unter anderem in der Merseburger Bischofschronik (um 1136)
variieren die Ortsnamen leicht und erleichtern damit die
Identifizierung, woraus auch die Gleichsetzung von Bojan villam mit
später Bündorf hervorgeht. Die Merseburger Bischofschronik
schreibt bei Erwähnung dieser Tatsache von Boiondorf. Der Name
dürfte vom Vornamen 'Bujan' abstammen. Die besagte Urkunde nennt 24
Orte weitere Orte der Region, darunter sind 15, die erstmals
erwähnt werden.
Der
Ort selbst wird wohl nicht im Hersfelder Zehntverzeichnis genannt,
hingegen aber Braunsdorf, ein Dorf östlich von Bündorf, welches
schon lange wüst gefallen ist und nicht mit dem Braunsdorf an der
Leiha zu verwechseln ist, welches heute Teil von Braunsbedra ist.
Um
1123 nennt sich eine Ministerialien-Familie nach dem Ort, welche ab
1143 als Ministerialiengeschlecht von Bundorf bzw. von Bugendorf
genannt wird. Um 1143 taucht in Urkunden ein Detwin von Bogendorf
auf. Der Name des Geschlechtes und des Dorfes wechselt in den
nächsten Jahrzehnten mehrfach von Bogendorf zu Bündorf, weitere
Varianten waren Bugindorph oder Bundorph, bzw. Buiendorf oder
Boiendorf.
Unter
Landgraf Albrecht dem Entarteten von Thüringen stand ein Ulrich von
Balgsteden in dessen Diensten, und zwar bewachte er als Burgmann
nebst Ritter Heino von Benndorf die landgräfliche Burg Bündorf bei
Merseburg, wofür beide ein Burglehen daselbst inne hatten.
Im
Jahre 1266 kaufte der Merseburger Bischof Friedrich von Torgen den
gesamten Besitz Bündorf mit den Orten Milzau, Dörstewitz und
Knapendorf nebst Gericht und Zubehör für 500 Mark in Silber.
Allerdings wurde der Besitz erst zehn Jahre später als
bischöfliches Lehen auch offiziell übergeben. In den nächsten
Jahrzehnten wechselte der Besitzer laufend.
Der
Bischof Bose ließ in den Jahren 1435 bis 1455 im Lauchatal von
Bündorf bis Schkopau künstliche Fischteiche anlegen, die neben dem
Fischfang auch zur Jagd auf die dort ebenfalls lebenden Wasservögel
dienten. Der Teichvogt und die Teichknechte wohnten in Knapendorf.
Durch die Knapendorfer Teiche staute sich im Frühjahr oft das
Wasser der Laucha und der Schwarzeiche. Am 6. Januar 1539 waren die
Wassermassen so gewaltig, dass 13 Wohnhäuser und 6 Scheunen
niedergerissen wurden und 14 Menschen ums Leben kamen. Ab 1850
wurden die Fischteiche dann trockengelegt, der Boden wurde wieder
urbar und zu Äckern gemacht.
Nördlich
von Bündorf standen einst zwei Gedenksteine, eine menhirähnliche
Stele aus Braunkohlenquarzit und ein behauener rechteckiger
Quarzitblock, der an einen 1584 hier entleibten Raubmörder erinnern
sollte.
Im
Dreißigjährigen Krieg wurde auch Bündorf wie die umliegenden Orte
von mordenden und plündernden Landsknechtshorden heimgesucht.
Die immer leistungsfähiger werdende
Landwirtschaft brachte auch den Bauern in Bündorf einen
bescheidenen Wohlstand. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
entstanden im Ort große Bauernhöfe meist in der typischen
Vierseitenbebauung - das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude
umschlossen einen Hof, oftmals war auch das große Hoftor noch
überdacht.
In der Gemarkung Dörstewitz -
Knapendorf wurde Braunkohle gefunden, die ab 1813 gefördert wurde,
teils im Tagebau, teils unter Tage. Durch Wassereinbrüche bedingt,
kam es auf Knapendorfer Gebiet immer wieder zu Förderausfällen,
bis dann 1879 in Knapendorf bzw. 1928 im Bereich des Ortsteils
Dörstewitz, die Kohleförderung eingestellt wurde. Es entstanden
die Knapendorfer Schachtteiche westlich der Straße nach Dörstewitz.
Zur besseren Erschließung des
Lauchatales ging 1896 die Bahnlinie von Merseburg nach Schafstädt
in Betrieb, Knapendorf erhielt einen Bahnhof am nördlichen
Ortsrand, welcher zugleich auch der Bahnhof für Bündorf war.
Die Industrialisierung im 20.
Jahrhundert machte auch um die Region Merseburg keinen Bogen. 1936
wurde unweit Bendorfs mit dem Bau der Buna-Werke begonnen. Diese
lagerten bedingt durch die Karbidchemie große Mengen an
Karbidkalkhydrat, Kraftwerksasche und Produktionsrückständen auf
der sogenannten Bunahalde. Im Laufe der Jahre wurde diese
flächenmäßig immer weiter nach Westen ausgedehnt, Bauern mussten
dort ihr Land verkaufen. Ab dieser Zeit wurden die
Verbindungsstraße nach Dörstewitz, die Schachtteiche und die
Bahnstrecke Knapendorf - Bündorf unter stetig wachsenden
Abfallbergen begraben. Das Landschaftsbild in Richtung Norden und
Westen veränderte sich vollständig, was früher Naherholungsgebiet
war, wurde zur grauen Hügellandschaft. Die Selbstständigkeit der
Bauern ging mit der Bildung der LPG verloren. Da viele der großen
Höfe mit ihren Scheunen und Ställen nicht mehr landwirtschaftlich
genutzt wurden, investierte man weder Geld noch Material in deren
Erhaltung, das früher typische Bauerndorf veränderte seine
Struktur. Viele Einwohner arbeiteten nun auch in der umliegenden
Industrie, es entstanden das Ortsbild verändernde Neubauten
(Einfamilienhäuser).
Die „Wende" 1990 blieb auch für
Bündorf nicht ohne Folgen. Das Buna-Werk wurde völlig umgestellt,
mit der Übernahme durch DOW CHEMICAL entstanden moderne
Produktionsanlagen, alte wurden stillgelegt und abgerissen mit der
Folge, dass auch sehr viele Arbeitsplätze verloren gingen. Das
betraf auch Einwohner von Bündorf, und die wenigen sich neu
ansiedelnden Gewerbebetriebe konnten dies nicht kompensieren.
Wiedereinrichter gab es nicht, die landwirtschaftlichen Flächen
sind an ein Agrarunternehmen verpachtet. Die ehemalige Bunahalde ist
jetzt die Hochdeponie Schkopau (MDSE). Sie wird noch zur Einlagerung
von Abbruchmaterial verwendet und ist schon teilweise saniert. In
Bündorf zeigt sich wie auch in vielen anderen Orten auf der
Querfurter Platte, dass die letzten 20 Jahre Ort und Bewohnern zwar
viel an Veränderungen, aber nicht immer zu deren Nutzen brachte.
Nur wenige Häuser, vor allem unter den eindrucksvollen Bauernhöfen,
wurden wieder vollständig hergerichtet.
Der Knapendorfer Ortsteil Bündorf
zählt heute weniger als 200 Einwohner. Von Knapendorf bis nach
Bündorf wurde der geschotterte „Kirchweg" als Teil des
Radwanderweges von Schkopau nach Bad Lauchstädt ausgebaut.
Quelle:
Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016
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