Regionalgeschichte Alt-Kreis Eckartsberga

   



Regionalgeschichte zum Höhenzug 'Die Finne'

Das südwestliche Ende Sachsen-Anhalts wird von der Finne begrenzt, genauer gesagt heißt sie 'Die Finne', der Artikel gehört zum Landschaftsnamen, aber in letzter Zeit hat sich Bezeichnung auf nur noch 'Finne' abgeschliffen. Die Finne steigt sanft auf dem Tal der Unstrut nach Südwesten auf und bricht etwa im Bereich der Landesgrenze über eine Steilstufe wieder ab. Diese Lage führt dazu, dass die Finne hauptsächlich zur Unstrut hin entwässert, also Bäche und Flüsse der Finne in der Unstrut münden. Somit sind aber auch die Orte der Finne von Alters her, entlang der Gewässer hin zur Unstrut orientiert. Diese Orientierung erklärt dann letztendlich auch die heutige Landesgrenze Sachsen-Anhalts hin zu Thüringen, welche mehr oder weniger an der südwestlichen Steilstufe der Finne zu liegen kam.

Unter der Finne darf man sich aber nun kein Gebirge wie den Harz oder Kyffhäuser vorstellen, es ist eher ein zerklüfteter und hügeliger Höhenzug, geographisch gesehen sogar ein Gebirge. Gelegentlich kommt Fels zu Tage, in der Regel Bundsandstein, der Großteil ist aber mit Sand überdeckt, teilweise auch Lös.

Unter Finne im weiteren Sinne versteht man das waldreiche Hochland, das sich zwischen der Sachsenburger Pforte und Bad Sulza erstreckt. Im Nordosten wird die Finne von der Unstrut begrenzt, im Südosten von der Saale und auf einem kleinen Stück auch von der Ilm. Im Südwesten geht die Finne, nach Abgang über besagte Steilstufe in ein weites, sehr hügeliges Tal über, welches Nebenflüsse des Oberlaufes der Unstrut führt. Im Nordwesten geht die Finne in die beiden Höhenzüge Schmücke und Hohe Schrecke über, eigentliche Ausläufer der Finne.

Der in seiner Bedeutung nicht geklärte Name des Höhenzugs wurde um 1100 als silva Vin,1142 als Vinne und 1168 Uinna erwähnt. Die Ableitung von Sumpf bzw. Moopr (wie Hohes Venn und Fehn) oder eine Übernahme vom Namen des Finnbergs sind möglich. 

Wenn auch heute durch umfangreiche Bodenkulturarbeiten die Finne landwirtschaftlich verhältnismäßig ertragreich geworden ist, so leidet sie doch unter dem Unterbau der Finne. Dieser besteht aus Sand- und Kalkstein welche das Grundwasser geradezu aufsaugen und die darüber liegenden Bodenschichten somit schnell austrocknen. Innerhalb dieses Felsuntergrundes gibt es immer wieder Schichten aus Ton und Mergel, welche wasserdicht sind und das Grundwasser horizontal ableitet, bis es in den tiefen Tälern zu Tage tritt. Bei starken Niederschlägen kann es daher schnell zu schweren Hochwassern kommen, da das Einzugsgebiet einer Quelle zwar sehr weitläufig ist, das Austrittsgebiet aber recht schmal.

Der ganze Höhenzug, durchschnittlich 270m hoch, maximal bis auf 384m ansteigend, bildet im allgemeinen eine große, schräg nach Nordosten abfallende  Hochfläche, durch die aber eine Reihe tiefer und enger, Täler, mit stark fliessenden Bächen bzw. Flüssen durchzogen ist, so Biber-, Stein-, Gutsch-, Garn-, Heldrabach, Lossa um nur einige zu nennen. Diese Bäche, oftmals auch eigentlich schon kleine Flüsse, haben ihr eigenes tiefes Tal in die Hochfläche gegraben und dadurch das Landschaftsbild recht abwechselnd gestaltet.

Zahlreichen Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit weisen auf eine starke frühzeitliche Besiedlung hin. Dies bestätigen darüber hinaus auch die zahlreichen prähistorischen Wallburgen, die wohl hauptsächlich als Fluchtburgen der umliegenden einheimischen Bevölkerung genutzt wurden. Solche Wallburgen gibt es u.a. bei Bachra (Tittelsburg), Eckartsberga, Harras, die Monra- und Wendenburg bei Beichlingen, sowie die Teufelsburg bei Hauterode.

Wegen seiner Zerklüftung wirkte die eher unwegsame Finne in früherer Zeit wie ein kleiner Sperrriegel, dieser konnte aber leicht östlich entlang der Saale bzw. westlich entlang der Unstrut umgangen werden. Auch heute tangieren die großen Verkehrsachsen die Finne. Seit ein paar Jahren wird die Finne aber von der ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke von Berlin nach München gekreuzt, allerdings hauptsächlich unterirdisch, nur im tiefen Tal des Saubaches und zur Unstrut hin, gibt es Übertageabschnitte. Wohl um Sperren, Zollerhebungen und dergleichen zu umgehen, suchten Händler sich gerne Schleichwege, solche führten wohl auch schon früh über die Finne hinweg und wurden mit der Zeit zu bedeutenden Regionalstraßen. Von diesen alten Verkehrswegen ist die Wein- und Kupferstrasse die bekannteste. Als "Weinstrasse" diente sie dem Verkehr zwischen dem Weinanbaugebieten im Südwesten zu den Abnehmergebieten im Nordosten und lief von Erfurt über Buttelstedt, Eckartsberga, Herrengosserstedt zur Unstrutfurt bei Carsdorf. Als "Kupferstrasse" diente sie im 16. Jahrhundert den Nürnberger Kaufleuten, die die Mansfelder Kupfergruben ausbeuteten und das Kupfer über die Unstrutfurt bei Carsdorf, Herrengosserstedt, Blankenhain und Saalfeld nach Bayern brachten. Als 1818 die Staatsstrasse Erfurt - Eckartsberga - Bad Kösen gebaut wurde, schlief der Verkehr auf den alten Strassen ein und heute erinnern nur noch vereinsamte alte Gasthöfe wie "Kalter Hase", "Wespe", "Weißer Schwan" an Zeiten einstiger Bedeutung für den Verkehr. Auch die "Königsstraße", die von Eckartsberga am Göttersitz vorbei über Freyburg nach Leipzig führte, wurde durch den neuen Straßenbau ausgeschaltet; auf ihr fluteten nach der Völkerschlacht bei Leipzig noch die geschlagenen Franzosen zurück gen Westen. Über das 19. Jahrhundert hinweg war die verkehrliche Situation in der Finne nicht sonderlich, aber dennoch wurden freilich die alten Straßen und Wege ausgebaut und konnten genutzt werden, nur Neuanlagen gab es kaum. Da seit 1914 die Eisenbahn quer über die Finne von Laucha nach Kölleda verkehrte, konnte man ab da mühelos in das Herz dieses freundliches Waldlandes eindringen und seine Schönheiten genießen. Konnte, weil die Bahn längst stillgelegt ist.

Noch immer ist die Finne sehr waldreich, bis ins Hohe Mittelalter war die Finne, wie auch Schmöcke und Hohe Schrecke ein dichtes zusammenhängendes Waldgebiet, unterbrochen nur von sehr wenigen kleinen Ansiedlungen. Erst im Hohen Mittelalter wurden die zahlreichen Siedlungen hier angelegt, in dem man den Wald großflächig rodete. Viele Namen die auf '-roda' enden zeugen von dieser Epoche, aber auch so mancher welcher auf '-dorf' oder '-bach' endet dürfte in dieser Epoche angelegt worden sein. Manche dieser Dörfer konnten sich nur wenige Jahrzehnte halten, mit Ende des Hohen Mittelalters endete nämlich ein Klimaoptimum und die sogenannte 'Kleine Eiszeit' kam, es wurde kälter und trockener, und den Dörflern ging vieler Orts einfach das Wasser aus. Auch hier, wo der Boden nur dünn über den Sand- und Kalkstein liegt, welcher wirkt wie ein Schwamm.

Heute ist die Finne Teil des Burgenlandkreises, früher einmal, vor 1952, war er in faktisch vollständig Teil des Kreises Eckartsberga, weit davor aber, im Mittelalter war er Teil des Engelin oder Angelgaues.

Zur Geschichte des Angelgaus


 

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