Regionalgeschichte Alt-Kreis Eckartsberga



Der Angelgau

Betreffs der ältesten Landeseinteilung des Höhenzuges der Finne, die einstmals vom einstigen Kreis Eckartsberga eingenommen wurde, wurde vor zwei Jahrhunderten bemerkt:

Der Kreis Eckartsberga gehört fast durchweg in den Gau Engilin, auch Engleheim und Engeliethe genannt, sowie Angel(n)gau. Beim letzteren ist auch gut der Ursprung des Namens zu erkennen, es war einst der Gau der Angeln, des Volkes, welches einst von Holstein aus auch England besiedelte und ihm seinen Namen gab. Freilich gingen nicht alle Angeln nach England, ein Teil blieb, andere gingen aber schon zuvor, wohl gute einige Generationen früher auch an die Unstrut. 

Sowohl das westlich der Unstrut gelegene Stück desselben mit den Orten Bretleben, Kannawurf und Bilzingsleben, wie auch der östlich dieses Flusses belegene Hauptteil des Kreises gehörte in den Gau Engilin, dessen Ausdehnung eine weit größere war. Das nördliche Stück des Kreises zwischen Finne (bzw. Schmücke) und Unstrut, bis zum Orlas nach Osten zu, war ein Untergau des Angelgaus, Namens Wigsezi mit dem Orte Uuihi (Wiehe). Außerdem bildete das östlich vom Orlas gelegene Stück des Kreises mit Orten Kahlwinkel, Bernsdorf, Saubach, Bibra, Steinbach, Krähwinkel und Hirschroda einen Bestandteil des kleinen Untergaues Schidinga oder Scheidinger Mark. Während der Nordwesten der Finne also zum Angelgau gehörte, gehöhrte der Südosten, in welchem Eckartsberga selbst liegt, mit Nieder- und Oberholzhausen, Wischeroda, Schimmel, Pleismar und Burkersroda und allen weiter ostwärts zum Kreise Eckartsberga gehörigen Orten, zum kleinen Gau Spiliberg, einem Untergau des großen thüringischen Ostgaues (urkundlich Usitin, auch Husitin, doch auch in späterer Zeit Ostergowe).

Die Ortsnamen im Angelgau sind fast durchgängig germanisch bzw. deutsch, einige wenige könnten in vorgermanische Zeit zurückreichen, nur zwei sind wendisch. Die Endung -dorf ist zehnmal vertreten, -rode (hier eher in der Variante -roda) neunmal, -leben achtmal, -stedt (einschlieslich Stödten) achtmal, -a (au) sechsmal, -ra viermal, -berg* (-berga, -berge) viermal, -ingen (-ungen) fünfmal, -1er, -hausen, -winkel, -el je zweimal, -wurf, -mar, -hardt, -as, -sitz (oder -siss) je einmal. Wendisch sind nur die Namen der beiden etwa 5 Km. von einander entfernt liegenden Dörfer Gössnitz und Kalbitz, gemischt könnte der Name des zwischen beiden gelegenen Gutschbaches sein, in dessen Thale auch ein wüstes Gutschdorf lag. 

Die Bauart der Dörfer und der Gehöfte, die Einrichtungen des Gemeinde- wesens und die Flureintheilungen sind die zu meist in Thüringen vorherrschenden Arten - fränkisch bzw. deutsch. Der Massivbau aus Bruchsteinen (Muschelkalk, Sandstein und Thonschiefer) ist vorherrschend, doch begnügt man sich auch mit Luttsteinen und Lehmpatzen; Fachwerk kommt hauptsächlich nur in Oberstockwerken vor.




 

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