Sonstiges

Wie kommt der Mikrofilm auf meine Festplatte



Scannen mit einem Diascanner

Gut, direktes abfotografieren klappte nicht, aber es gibt doch Dia-Scanner im Handel, und nicht mal teuer ! Ich kaufte mir einen und baute mit diesen meinen ersten Mikrofilmscanner - es gibt bessere im Handel, aber die kosten 7000€ und mehr. Ich möchte hier einen Erfahrungsbericht, wie auch eine Bauanleitung, dazu liefern.

Ich nutzte Anfangs einen 5Megapixel Easypix CyberScanner für ca. 80€, später rüstete ich um auf einen 9Megapixel Somikon (ca. 100€), baugleich zu Reflecta x6 (2013 gab es nur noch den Reflecta im Handel, welcher aber 40% teurer ist. Vielleicht ist aber auch die Technik besser.).

Um es vorwegzunehmen, das Ergebnis mit dem Easypix war leicht enttäuschend, das mit dem Somikon ist schon deutlich besser. Auch wenn eingestanden werden muss, dass von einem ordentlichen Lesegerät abfotografierte Bilder besser sind. Von großgeschriebenen Vorlagen, wie z.B. den Ostpreußenverfilmungen ist der Scanner gut zu verwenden, werden aber die Schriften zu klein, reicht die Auflösung einfach nicht mehr aus und ich erreichte mit Fotografieren ein besseres Ergebnis. Positiv ist, dass die übliche Mitte-zu-Hell-aber-am-Rand-zu-Dunkel-Problematik beim abfotografieren, beim scannen kein Problem ist, sie tritt nur eher geringfügig auf. Als positiv bewerte ich die einfache Bedienung, pro Stunde 600 Scans mit dem Easypix bzw. 500 Scans mit dem Somikon sind kein Problem, beim direkt abfotografieren war es nur geringfügig weniger. Beim fotografieren war aber die Verspannung in den Schultern größer, oder ich nahm ein Stativ, aber dann war die Aufnahme-Leistung stark abfällig, da häufige Objektiveinstellungen sinnvoll waren.

 Sinnvoll wäre ein Scanner mit deutlich mehr als 9MP, konnte aber damals keinen finden der auch die weiteren Anforderungen erfüllt. Dies wären: CMOS-Sensor für schnelles scannen, kleiner Bildschirm am Gerät zum einstellen des Scans. Ideal wäre auch ein Scanner mit Scanfläche mindestens 35 * 35 mm. Die von mir gekauften sollten dies nach Händlerangaben auch haben, tatsächlich haben sie wie alle anderen nur 26 * 35 mm, was heißt dass man einige Umbauten vornehmen muss, um z.B. einen 'Ostpreußenfilm' vollständig zu scannen. Neuere Mikrofilme haben meist etwas Rand, wenn man dann auf ein paar Bildinformationen verzichtet, geht es schon.

Was nicht zu scannen geht. Die schmalen 15mm Filme. Dort ist beim besten Willen kaum was zu lesen, die Auflösung reicht nicht aus. Ähnlich dürfte es auch mit Fiches sein, die man ohnehin nur geschnitten in das Gerät bekommen könnte.


Bauanleitung für einen Mikrofilmscanner (einfache Version)

Neben einen Scanner nach obiger Beschreibung braucht man eine Spulanlage für den Film und einen Filmträger welcher den Film an den richtigen Stellen stabil durch den Scanner führt. Die Außenmaße der Spulanlage wurde für mich begrenzt durch die Abmaße eines Kartons, welchen ich zum Transport der Spulanlage nutzen wollte. Insgesamt kommen dadurch noch mal etwa 50€ hinzu, je nachdem was man in seiner Bastelecke an Werkzeug und Kleinmaterial vorrätig hat.

Seit über vier Jahren ist die erste Version dieser Seite online, es gibt jährlich Dutzende Nachfragen, fast alle erschüttern mich, den keiner will sich die Mühe machen eine Spulanlage, geschweige denn einen Filmträger zu bauen. Wenn jemand seine eigenen Filme zu Hause so scannen will, ja was soll's, aber wenn er im Archiv das tun will und damit unsere Filme versaut, dann finde ich das mehr als rücksichtslos. Zumal dann auch die wenigen Archive die die Nutzung solcher Geräte erlauben, dies dann nicht mehr tun. Im übrigen ist ohne diese beiden Komponenten der Scanner für unsere Zwecke ohnehin eher nutzlos.

Die Spulanlage soll den Film schnell, ordentlich und filmschonend transportieren, der Filmträger ihn im Scanner an der richtigen Position halten. Hängt der Film im Scanner lose rum, so gibt es unsaubere Aufnahmen, schon 0.5mm (Millimeter !) Verschiebung von der Ideallinie bringen einen deutlichen Schärfeverlust, bei 2mm ist faktisch gar nichts mehr zu lesen, und die Höhe des Filmdurchlaufs im Scanner beträgt mit gut 5mm am Gehäuse das zehnfache, über dem Objektiv aber noch weit mehr (ca. 2cm und mehr) !

Für das weitere sollte man ein wenig handwerklich begabt sein, man muss aber kein Feinmechaniker sein. Als Werkzeug sind ideal Akkuschrauber und ein sogenannter 'Dremel', sowie ein Cuttermesser. Eine Flex ist auch recht hilfreich.


Spulanlage: 

2mm Acrylplatte (für Sumikon zusätzlich eine 1mm), 4 M5 50mm Schrauben, 2 M5 80mm Schrauben, 20cm 1cm- Gummischlauch, 8 15mm Holzschrauben, 2 20cm Schubladengleitschienen, ca. 20. Unterlegscheiben für M5 Schrauben, ca. 20 Muttern M5, 2 Abdeckkappen für Verteilerdosen, Powerstrips, selbstklebendes Klettband, ...

Als Basis ein hölzernes Regalbrett (aus echten Holz ist es leichter als aus Möbelplatte), welches ich um ein paar Zentimeter kürzte. Eine 2mm-Acrylplatte schnitt ich zu vier gleichen Platten zurecht (mit Cuttermesser anreißen, dann wie eine Fliese brechen), und bohrte in diese mehrere Löcher welche jeweils zwei Laufrollen und eines für die Spulrolle aufnehmen soll. Damit alle Löcher an der selben Stelle war, klebte ich die vier Platten mit Klebeband zu einem Bündel zusammen und bohrte erst dann die Löcher durch den Block.

 Nach abschleifen der Bruchkanten, klebte ich die Platten mit Powerstrips an einen Winkel, welchen ich in 40cm Abstand an die Bodenplatte anschraubte. Die Laufrollen erstellte ich durch eine Schraube über die ich ein ca. 38mm langes Stück Gummischlauch stülpte.  Auf der Seite von wo der Film in den Scanner läuft klebte ich auf diese Gummischläuche passende Stücke Filz (Klettverschluß, die weiche Filzseite), welcher den Film reinigen soll, bevor er in den Scanner kommt. Eine leere 35mm Filmrolle die ich bei den Mormonen schnorrte, befestigte ich mit einer 80mm M5 Schraube, an dessen Kopfseite ich die Abdeckkappe für Verteilerdosen kam, diese stellt die Kurbel da und bildet die Aufspulrolle. Damit die Rolle gut läuft kamen zwischen dieser und den Seitenwänden immer zweifach Unterlegscheiben.

Bei der Abspulrolle, in welcher die Filmrolle die es zu scannen gilt kommt, habe ich die 80mm M5 Schraube auf fast der gesamten Länge leicht abgeschliffen, auf diese kommt dann ein viereckiges Plastikstück (z.B. aus einer Kunststoffwinkelschiene gebastelt), welche dem Vierkantdorn des Lesegerätes entspricht.


Auf die Bodenplatte befestigte ich zwei Schubladengleitschienen, auf welcher ich in der Mitte mittels Klettband den Scanner befestigen kann. Vor und hinter dem Scanner klebte ich mit Powerstrips noch zwei kleine Acrylplatten, damit man nun mit diesen den Scanner wenige Millimeter vor und zurückbewegen kann. Der Scanner ist auf selbigen mittels Klettband lose befestigt.


Filmträger:

Da manche Filme mit ihren Bildinhalt größer sind, als die 26mm der Scannfläche, muß es möglich sein den Film vor der Scanneinheit (dem Scannerobjektiv) entsprechend zu bewegen. Daher sind die mitgelieferten Filmträger nicht zu verwenden und man muss einen neuen anfertigen. Wieder aus 2mm Acrylplatten, welche ein viereckiges Loch erhielten welches das zu scannende Bild freilassen. Zwischen den Acrylplatten klebte ich je 4 5mm schmale Kartonstreifen und in der Mitte faltete ich in ein Stück Kunststofffolie zu einer Schiene in der der Film durch die Einheit gleiten kann. Dieser Filmträger muß so gebaut sein, dass er sich genau so in der Scanneinheit bewegen kann, dass diese die ganze Filmbreite erfassen kann. Sie wird selbst links und rechts mittels zwei Schrauben arretiert, da ja nur der Scanner wenige Millimeter über den Filmträger bewegt wird.


Easypix 5 Megapixel
Gerät im Einsatz
 
   


Rollenlaufwerk
Filmträger
Skizze Träger

(bitte downloaden und dann ansehen, da in hoher Auflösung in der Verkleinerung nicht alles zu sehen ist.)



9-Megapixel Sumikon
von vorne
von hinten
Draufsicht
Rollenlaufwerk
Filmträger
Skizze Träger

Hier beachten Gesamtlänge 1cm länger machen als angegeben und oberer Träger nur 1mm stark.

 

Draufsicht ohne Scanner
Seitenansicht ohne Scanner
Seitenansicht mit Scanner 5MP

Weitere spätere nennenswerte Adaptionen die hier nicht sichtbar sind. Eine kleine Imbusschraube an der Abspulrolle, mittels einem kleinen Akkuschrauber kann die Rolle dann elektrisch gedreht, und damit der Film wieder zurück gespult werden. Außerdem ein kleiner Hebel an den Schubladenzügen um diese zu bewegen, damit sich der Scanner bequemer und genauer über den Filmträger sich verschieben lässt.

Anzumerken ist, dass das Objektiv eigentlich nur aus einen CMOS-Chip mit einen primitiven Kunststoffobjektiv darüber besteht. Man kann dieses Objektiv verstellen und damit einen größeren oder kleineren Filmabschnitt scannen, muss dies aber auch im Abstand zum Film kalkulieren. Ideal wäre es aber das Objektiv (bzw. den Filmdurchlauf) um 90° drehen zu können, leider geht dies nicht, zumindest wäre dies recht kompliziert.


© 2013  bei Steffan Bruns, E-Mail SteffanBs(a)aol.com
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