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Geusa
Geusa
gehört heute zu der Stadt Merseburg in Sachsen-Anhalt. Es liegt am
Ende des kleinen Tals des Kliabaches, welcher in die Geisel mündet.
Ortsgeschichte
Im
Hersfelder Zehntverzeichnis wird Geusa als zehntpflichtiger Ort 'Husuuua'
(oder Husuwa) im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt. Das
gleichnamige Rittergeschlecht "von Geusa" hatte hier
seinen Stammsitz. Geusa wird als germanische Gründung des 2./3.
Jahrhunderts angenommen, es könnte aber noch älter sein, damit
könnte es sogar einer der ältesten Orte der Gegend sein. Diese
Erkenntnis kommt von einer Ableitung der Erstnennung, die auf -a
endet. Hingegen wird auch eine jüngere, slawische Abstammung
angenommen, in welcher der Name von „Hus-Owe=Gänseaue"
abstammen soll. Gleich wie hat sich das H durch Lautwandlung später
in G verändert. Bereits 975 wird der Ort erstmals auch schon als
Gusau, 1017 als Gusne erwähnt, 1320 folgt Guzowe. Noch das Wappen
der angesehenen Herren von Geusau zeigte im Wappen eine Gans.
In
der Straßenanlage des Ortes lassen sich recht gut mehrere Dörfer
erkennen, einmal ein deutsches oder auch fränkisches Straßendorf
im Norden. Einen wendischen Runddorf im Westen und ein
Sackgassendorf germanischer Herkunft im Südwesten. Ganz im Süden
kann man noch einen ehemaligen Weiler wohl auch germanischer
Herkunft erkennen. In der Mitte des ganzen Gebildes befindet sich
dass Rittergut, welchen verbunden ist mit den anderen Dörfern durch
ein Straßenkreuz, in welchem wohl ein ebenfalls fränkisches
Straßendorf steckt.
Bei
den mittelalterlichen Ungarn sind mehrere Personen mit dem Vornamen
Geusa erwähnt, sogar ein Sohn von König Stephan I. hieß Geusa.
Wer hier beim Ort Geusa die ursprüngliche Schreibweise des Ortes 'Husuuua',
sowie die weitere Entwicklung des Ortsnamens außer Acht lässt
könnte auch auf die Idee einer Ansiedlung 'fußkranker' bzw.
gefangener Ungarn schließen. Dagegen dürfte aber sprechen, dass
das Hersfelder Zehntverzeichnis doch deutlich vor dem Ungarneinfall
fußt. Nichts desto Trotz dürften hier in der Region westlich von
Merseburg solche Ungarn sicherlich angesiedelt worden sein,
möglicherweise sogar in eigenen Dörfern oder zumindest Dorfteilen.
Östlich
von Geusa, schon nahe bei Atzendorf, an dessen Weinberge, lag lt.
Küstermann einst das Gericht, ein etwas erhöhter, von einem Graben
umgebener Platz. Spätere Untersuchungen konnten aber die Lage des
Platzes nicht definieren.
Im
Jahre 951 schenkt Kaiser Otto II. seiner Schwester Sophie, Äbtissin
in Quedlinburg, Gusau, womit Geusa gemeint ist. 1012 bestätigt
Kaiser Heinrich II. die Schenkung Geusas an das Merseburger Stift.
Fünf Jahre übereignet selbiger dem Merseburger Bischof Thietmar
auch die Kirche zu Geusa. Kaiser Rudolph belehnt 1291 den
Merseburger Bischof Heinrich mit 10½ Hufen zu Gheusau.
Als
erste Geusaer werden Ende des 13. Jahrhunderts ein Hermanni militis
de Gusow, sowie seine Söhne Ulrich, Heinrich und Günther erwähnt,
welche kaiserliche Vasallen waren. Die Familie wird nun in den
Folgejahre mehrfach in der Region genant. Ein Ulrich von Geusau
verliert 1455 sein Eigentum und landet im Kerker, nachdem er die
Stadt Merseburg angegriffen habe. Die restliche Familie wird in die
Strafe mit einbezogen, sie müssen für 3 Jahre 10 Soldaten stellen.
Im 15. Jahrhundert übernehmen die von Bothfeld das Rittergut Geusa,
sie besitzen es bis in das 18. Jahrhundert. Interessant ist hier das
heute noch erhaltene Sitznischenportal aus dem 16. Jahrhundert.
Im
Ostteil Geusas, im feuchten Gebiet der Klianiederung befindet sich
das Rittergut, in dessen Südostecke das Herrenhaus stand. Der
quadratische Bau war noch Mitte des 19. Jahrhundert von einem
breiten Wassergraben umgeben. Östlich dessen gab es eine viereckige
Fläche größeren Ausmaßes, welche ebenfalls von einen Graben
umgeben war, hier stand wohl in früheren Zeiten das Herrenhaus,
weitere Gräben schlossen sich im Norden und Osten an. Das
Herrenhaus wurde nie richtig fertiggestellt, jedenfalls war es nie
bewohnbar, verfiel daher und wurde im 20. Jahrhundert abgerissen.
Das
Patronat über die Kirche St.Georg hatte bis 1737 der Merseburger
Domprobst inne, von da an übernahm es der jeweilige
Rittergutsbesitzer. Der Pfarrer von Geusa selbst war in früherer
Zeit Patron der Kirche und Schule in Frankleben und Blösien.
Letzteres war bis zur Reformation sogar zu Geusa eingepfarrt. Es
sind sogar Pfarrer von Geusa aus dem Mittelalter bekannt, so 1347
ein Albertus und 1366 ein Hermannus de Doltz, plebanus de Gusowe und
Hermannus de Ohselewitz.
Dicht
bei der Kirche stand in Geusa einst auch ein Hospital, darüber
berichtet ein Bestätigungsbrief des Bischofs von Merseburg aus dem
Jahre 1537. 1656 brannte das Hospital ab und wurde danach nicht
wieder aufgebaut.
Der
Bauernkrieg und der durch die Reformation ausgelöste
Dreißigjährige Krieg führten vom Anfang des 16. Jahrhundert bis
in die zweite Hälfte des 17. Jahrhundert hinein immer wieder zu
Verwüstungen, Pest, Hunger und Tod. In der Zeit bis zum 18.
Jahrhundert normalisierte sich das Leben. Die Rittergüter Blösien
und Geusa und auch der Bauernstand blühten auf.
Das
Rittergut Geusa hatte einige Bedeutung, bezeichnet auch als Edelhof,
welche weit über die eines normalen Rittergutes hinausging.
Auffällig an Geusa ist dass die Kirchenbücher von recht vielen
'Salpeterfindern' berichten, welche das für die
Schießpulverfabrikation wichtige Salpeter herstellten. Solche
Salpeterfinder werden sonst in der Region nicht genannt, außer in
Geusa, wo sie im 16. Jahrhundert das häufigste Handwerk sind. Geusa
dürfte daher ein wichtiger Standort der regionalen
'Rüstungsindustrie' gewesen sein, welche sicherlich unmittelbar im
Umfeld des Rittergutes sich abspielte.
Ende
des 19. Jahrhundert entstanden in Merseburg und Umgebung die ersten
Industriebetriebe. Dies führte zu tiefgreifenden Veränderungen in
den dörflichen Gemeinden. Im Zeitraum von 1910 bis 1930 wuchs die
Einwohnerzahl in Geusa um rund 50 Prozent. Während des Zweiten
Weltkrieges waren in Geusa, bedingt durch die Nähe zu den
Industrieanlagen in Buna und Leuna, viele Opfer und erhebliche
Schäden durch alliierte Luftangriffe zu beklagen. Nach dem Krieg
wurde durch Kollektivierung der Landwirtschaft die LPG
(Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) gegründet. 1950
entstand die Großgemeinde Geusa aus Atzendorf, Blösien, Geusa und
Zscherben. Bis 1990 kam es in Geusa zu starken Abwanderungen von
Familien, besonders in die Neubaugebiete nach Halle-Neustadt und
Halle-Silberhöhe, die bessere Wohn- und Arbeitsbedingungen boten.
Durch
den Kreispfleger Walter Saal erfolgten 1958 Ausgrabungen eines
bronzezeitlichen Reitergrabes in Geusaer Flur, 200m nördlich von
Oberbeuna, 125m von der Geisel entfernt. Zum Grab gehörten außer
dem Pferd auch das Zaumzeug, Metallreste vor allem aus Bronze und
Korallenschmuck.
Quelle: Die Geiseltalchroniken,
Steffan Bruns, Berlin 2016
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