Zusatzseiten zum OFB-Projekt Klosterhäseler



Ortschronik von Klosterhäseler

Die Kirche

Wohl als um 1240 das Kloster erbaut wurde, wurde auch die Kirche erbaut, vielleicht anfangs noch als Klosterkapelle, vielleicht gab es aber auch schon einen Vorgängerbau. Archäologische Untersuchungen dazu gibt es leider keine. Im Jahre 1318 wird die Kirche auch erstmals in einer Urkunde erwähnt. Aus dem Jahre 1538 wird von Renovierungen berichtet, doch verfiel das Bauwerk nach der Reformation immer weiter, bis ein Brand das Bauwerk zerstörte. Die Dorfkirche steht nicht direkt im Dorf, sondern auf dem Schlossgelände, sie ist sogar faktisch Teil des Schlosses. Dies ist wenig verwunderlich, da besagtes Schloss identisch mit dem ehemaligen Kloster ist. 

Die Dorf- und ehemalige Klosterkirche ist gewidmet dem Heiligen Petrus. Nachdem der Ort Jahrzehntelang ohne Kirche zurecht kommen musste und die Dörfler nach Klosterhäseler in die Kirche gehen mussten, wurde 1763-66 die Kirche an alter Stelle neu erbaut. Dieser Kirchenneubau stand unter den Patronat August von Häseler, dieser ließ an der Kanzel auch sein Wappen anbringen und ein Marmordenkmal in der südlichen Seitenhalle einrichten. Die Kirche besteht aus einem regional typischen Saalbau mit quadratischem Ostturm und Gruftanbau, welcher ebenfalls 1766 erbaut wurde. In der Kirche selbst gibt es keine eigentliche Trennung zwischen Chor und Schiff. Der Kirchenraum wird von einer spärlich stuckgeschmückten Decke überwölbt. Östlich der der Kanzelalter aus Stuckmarmor, rechts und links davon kommt man durch zwei Durchbrüche entweder zur Kanzel oder in die Sakristei, die sich im Keller des Turmes befindet. Eindrucksvoll ist auch die gotische Mittelsäule der alten Krypta, welche auch schon früher Teil der Klosterkirche war. Am Helm des Turmes sind kleine Giebel aus Fachwerk angebracht, in welchen auf zwei Seiten die Kirchturmuhr sich befindet.

In der Kirchenchronik von Klosterhäseler heißt es: „Auf den 9ten August 1764 fällt die Grundsteinlegung der hiesigen Kirche…. Dom. XVIII post Trin. (18. Sonntag nach dem Trinitati sfest). 1766, am Erntefeste, war der Bau vollendet und fand die feierliche Einweihung statt . Zu dem Kirchenbau ist das ganze vorhandene Kirchenvermögen, welches nicht unbedeutend gewesen, verwandt worden. Außerdem hat der damalige Patron Geheimer-Rath August v. Haeseler zu diesem 700 Thaler der Gemeinde aus freien Stücken überwiesen und zur Beschaffung der Orgel 300 Thaler; später zur Vollendung des Thurmbaues weitere 500 Thaler geschenkt“. Wenige Jahre nach dem Neubau der Kirche wurde auch das Pfarrhaus neu erbaut.

In der Sakristei ist ein Sandsteinkruzifix aus dem frühen 16. Jahrhundert untergebracht, welches noch aus der alten Klosterkirche stammt. Dort ist ebenfalls ein Relief des Evangelisten Lucas mit geflügelten Lamm aus dem Jahre 1580 angebracht. Der Gruftanbau, welcher sich mittels zwei Arkaden zum Kirchenschiff öffnet, beherbergt einen Sandsteinepitaph des August Wilhelm von Häseler (+1760). Überwölbt wird der Anbau von einem Kreuzgratgewölbe. Über eine Holztür im Boden kommt man in die eigentliche Gruft, in welcher mehrere Sarkophage enthält, die um 1600 datiert werden. 

Im 19. Jahrhundert wurden wiederholt umfangreiche Renovierungen notwendig, so 1827. Der örtliche Orgelbauer Wilhelm Heerwagen erbaute 1871 auch die Orgel der hiesigen Dorfkirche, die von August und Emilie von Haeseler aus Dankbarkeit über die Rückkehr ihrer Söhne aus dem Krieg gegen Frankreich gestiftet wurde. Das Instrument, welches auf einer Empore steht, verfügt über dreizehn Register auf zwei Manualen und Pedal. Auf der Hufeisenempore war einst auch die Loge des lokalen Junkers angebracht.

Einst hatte die Kirche drei Glocken mit 1,14, 1,09 und 0,74 m Durchmesser. Die große von 1502 besitzt eine Minuskelinschrift und zwei Muttergottesfiguren größeren Maßstabes an den Seiten. Die beiden anderen Glocken wurden 1685 von Joh. Georg Platzert in Erfurt gegossen, aber nur eine ist noch vorhanden. Beide Glocken sind mit dem v. Burkersrode'schen Wappen (den vier nach der Seite gestellten Spitzen) geschmückt. 

Zum Interieur der Kirche gehörten wertvolle, silberne Abendmahlgefäße. Am östlichen Ende des Südschiffes liegen zwei Grabsteine von Pröpsten des 14. Jahrhundert, auf denen die lebensgroßen Figuren derselben in vertieften Konturen dargestellt sind. Der östlichste Stein ist an einer Ecke beschädigt, und an anderen Stellen ist die Umschrift abgenutzt. 

Seit seiner Erbauung steht die Kirche von Klosterhäseler baulich substanziell unverändert im Dorfe. Doch gab es natürlich Reparaturen, bis in jüngster Zeit. So wurde in den letzten Jahren der Kirchturm saniert und neu eingedeckt, das Kirchendach gedeckt und ein Teil der bleiverglasten Fenster erneuert. Auch sonst zeigt sich die Kirche heute in einen vorbildlichen Zustand, die Nähe zum Schloss hat definitiv dazu geführt, dass die Kirche selbst ebenfalls herrschaftlich und repräsentativ wirkt.

Im Dezember 2005 wurde auf dem kurz zuvor sanierten Kirchturm eine neue Wetterfahne aufgesetzt, welche aber ein paar Jahre später 'wie aus heiteren Himmel' herunterfiel und fast einen Dörfler erschlug. Man brachte aber die Wetterfahne schnell wieder an.

Quelle: Panoramio: katze1970

Eines der fünf ältesten Kirchenbücher Deutschlands besitzt Klosterhäseler. Dass es der Nachwelt erhalten blieb, ist Pfarrer Wittig zu verdanken, der von 1806 bis 1825 im Ort seinen Dienst tat. 1813, als die Franzosen plündernd über Klosterhäseler herfielen, hat Wittig das Buch unter den Dielen des Tanzsaals Zum weißen Ross versteckt. 


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