Allgemeines zur Vorgeschichte des Raumes Abschwangen / Almenhausen

Über Besiedlungen des Neanderthalers im Gebiet des ehemaligen Ostpreussens ist nichts bekannt und auch der Homo Sapiens scheint sich von ganz Ostpreußen ferngehalten haben. Die gesamte Landschaft bis hin zur Weichsel war in der letzten Eiszeit ohnehin für viele zehntausend Jahre von einem kilometerdicken Eisschild bedeckt. Als dieser abzuschmelzen begann, hinterließ er eine morastige Einöde. Wohl erst so vor 10.000 Jahren wurden Klima und Landschaft angenehmer, der sich aber zwischenzeitlich gebildete Urwald, welcher sich hier mit zahlreichen Mooren und Feuchtniederungen abwechselte, bot im Vergleich zu anderen benachbarten Gegenden wohl kaum Anreize. Archäologische Funde finden sich dann auch erst aus dem Neolithikum von vor 7000 Jahren. Welche Menschen hier lebten ist unklar, wohl waren es noch keine Indoeuropäer bzw. -germanen - wohl auch nicht die Vorfahren der Lappen oder Esten, eher eine mitteleuropäische Urbevölkerung. Einer neueren Theorie nach gab es am Ende der Eiszeit zwischen Irland und Weichsel eine von mehreren ur-europäischen Kulturen. Optisch möglicherweise kennzeichnend mit eher runden Schädel, roten Haaren und grünen Augen. Vor 7000 Jahren war diese wohl schon in wenigstens drei verschiedene Kulturgruppen zerfallen, die wohl auch räumlich voneinander getrennt waren. Archäologische Funde aus dieser Zeit in Ostpreußen, wie Töpferwaren oder Steinwerkzeug, weisen jedenfalls eindeutig auf die Gegend zwischen Lausitz und Weichsel hin. 

Erst vor frühestens 6000 Jahren drang eine erste westliche Gruppe der Indoeuropäer in den Raum südlich und südöstlich der Ostsee ein. Diese brachten wohl das indoeuropäische Element mit - Langschädligkeit, blonde Haare, blaue Augen. Auch wenn es dafür kaum Belege gibt, allenfalls aus der Ortsnamenforschung, erscheint es, das sich in diesen Gebiet eine Vielzahl indogermanischer Völker kristallisierte. Im Raum des heutigen Litauen waren es wohl die Balten, etwa südöstlich davon die Slawen. Zwischen Weichsel und Oder die Veneter und südwestlich davon die Kelten. Es gibt Anhaltspunkte dafür das der Raum zwischen Weichsel und Bug die Urheimat von Griechen und Thrakern war, welche allerdings hier nicht lange siedelten. Auch die Lateiner sollten aus diesen Gegenden stammen. Sie waren schon Jahrtausende fort, als später die Goten in dieses Gebiet eindrangen - zwischenzeitlich hatten wohl die Veneter den gesamten Raum zwischen Weser und Pripjatsümpfen, Ostsee und Mittelgebirge in Beschlag genommen. Nördlich der Pripjatsümpfe lebten die Balten, südlich davon möglicherweise Skythen oder ähnliche Völker und die Sumpfgegend selbst und ein Gebiet im Westen davon gilt als Ursprungsgegend der Slawen. Die südlichen Küstengegenden der Ostsee, mit ihren angrenzenden Höhenlagen, wie vielleicht auch das Samland, waren wohl schon früh germanisch besiedelt und man darf davon ausgehen, dass wie auch an anderen ähnlichen Orten östlich der Elbe, nicht alle Germanen in der Völkerwanderung abwanderten.

Jedenfalls scheinen Balten in der ausgehenden Antike in die von den Germanen mehr oder weniger verlassenen Gebiete nördlich der Weichsel, bis an selbige und wohl auch ein wenig darüber hinaus, vorgedrungen zu sein. Als die deutschen Kreuzritter im Hochmittelalter - durchaus im Verbund mit dem christlichen Königreich Polen und weniger in deren Gegnerschaft - hier im Baltikum mehrere Kreuzfahrerstaaten begründeten, mussten sie erst eine ihnen fremde, heidnische Bevölkerung erobern. Wie andernorts machten die Eroberer keinen großen Unterschied ob jemand nun Balte (also Pruzze) war, oder vielleicht Germane, Slawe oder wer auch immer. Für sie zählte nur ob jemand Christ oder Heide war, als letzteres hatte er keine guten Karten, als ersteres allerdings auch nur unwesentlich bessere. Wie blutig die Eroberung damals ablief kann als unklar gelten, heute gern geäußerte Ansichten dürfen aber wohl als Greuelpropaganda enttarnt sein. Die Kreuzritter wussten sehr wohl die Balten als Arbeitskräfte und Steuerzahler zu schätzen, daher musste man sie eher schonen. Auch reichte man kooperierenden pruzzischen Adligen die Hand und band sie fest in die Ordensstrukturen ein. 

Die Urbevölkerung zur Zeit der deutschen Landnahme im ausgehenden Hochmittelalter waren die Pruzzen, auf deren Urexistenz viele Ortsbezeichnungen zurückführen. Diese Pruzzen, welche zu den indogermanischen Balten gehören und mit den Litauern, Letten und Kuren verwandt waren, siedelten wohl seit altersher in dieser Gegend, jedenfalls lassen die Beschreibung in Tacitus Germanica darauf schließen. In den Höhenlagen, siedelten aber wohl auch schon früh (spätestens ab der Zeitenwende) gotische Germanen. Es gibt Hinweise aus der Ortsnamenforschung dass schon frühzeitig in einigen nordwestlichen Gegenden Ostpreußens (wie dem Samland) Germanen siedelten. Deutsche Neusiedler kamen zwar schon bald ins Land, aber in mehreren Wellen von Epedemien und Hungersnöten im ausgehenden Mittelalter starb ein Großteil dieser, wie auch der alteingesessenen pruzzischen Bevölkerung aus. Immer wieder musste das Land neubesiedelt werden - vor allem, aber nicht nur, mit Deutschen. Diese kamen Anfangs wohl vor allem aus Flandern und Westfalen, später aber auch aus Brandenburg, Pommern und Westpreussen. Aber wohl schon früh kamen auch Siedler aus Polen oder Wallonien. Das pruzzische Volkselement war immer weiter auf dem Rückzug. Der Raum Abschwangen / Almenhausen war wohl schon seit dem 16.Jh. faktisch 'Pruzzenfrei' - die Bauernlisten aus dieser Zeit nennen fast nur deutsche Namen, die wenigen pruzzischen waren da wohl schon vollkommen eingedeutscht. Zwar waren nur die deutschen Dörfer hier genannt, nicht aber die pruzzischen Vorwerke, aber man darf dennoch wohl getrost davon ausgehen, dass auch dort kaum noch Pruzzen mehr lebten.