Zusatzseiten zum OFB-Projekt Zorbau



Eptingen & Gehüfte

Unterhalb von Mücheln liegen im Geiseltal die beiden kleinen Dörfer Eptingen und Gehüfte. Eptingen auf der südlichen Talseite, Gehüfte auf der nördlichen. Beide Orte sind schon seit Jahrhunderten faktisch mit Mücheln verwachsen. Durch den Tagebau sind beide Orte zu großen Teilen abgerissen worden, faktisch in der alten Ortslage von Eptingen steht heute der Bahnhof von Mücheln und den Ortskern von Gehüfte kann man auf dem heutigen Parkplatz der Marina verorten.

Ortsgeschichte

Mit der Schenkung die 1327 auch zu Zorbau erwähnt wird, dürfte auch die 'curtis' Eptingen an das Kloster Kaltenborn gekommen sein. Allerdings wird für Eptingen berichtet, dass es im 12. Jahrhundert Besitz des Klosters zu Reinsdorf war. Später dürfte das Kloster Kaltenborn den Besitz aufgeteilt haben, wobei auch das Dorf Gehüfte aus einem einzelnen Bauernhof bzw. Weiler entstand. So kam es wohl, dass dem Kloster Reinsdorf an der Unstrut in Eptingen 'die neue Sorge', ein Gasthof in Eptingen, damals 'Aeptingen', gehörte.

Eptingen und Gehüfte tragen deutsche Namen, sie weisen auch eine typisch germanische Weilerform auf, eine strukturierte Anlage wie bei den deutschen Gründungen ab dem hohen Mittelalter ist nicht festzustellen, beide Orte dürften daher schon lange zuvor entstanden sein.

Der Lokalhistoriker Größler sieht hier aber eine hochmittelalterliche Gründung. Für ihn ist der Namen zweifelslos von 'abbat = abt' abgeleitet und spricht den damaligenhohen Anteil klösterlichen Grundbesitzes im Ort an. Da die Äbte von Reinsdorf den Grundbesitz im Ort erst in der ersten Hälfte des 12. Jahrhundert erhielten, sieht Größler auch in dieser Zeit die Gründung des Ortes.

Andere Lokalhistoriker sehen dies anders, und sehen den Namen in Verwandtschaft zu den vielen anderen Namen auf -ingen und -ungen der weiteren Region, welche ausgerechnet aber im Umfeld des Geiseltales sonst nicht auftreten. In diesem Fall würde der Name ins 5./6. Jahrhundert zurückreichen und für eine Gründung des Ortes von Germanen sprechen, die damals aus den Küstengebieten ins Mitteldeutsche kamen.

Bei Gehüfte, auch genannt Gehöfte, dürfte der Fall einfacher sein, hier war wohl nur ein einzelner Weiler, also ein Gehöft, Ursprung des kleinen Dorfes. Wann aber dieses Gehöft gegründet wurde ist unklar, die Anlage als Weiler spricht aber mindestens für das frühe Mittelalter, da in späteren Zeiten Einzelweiler kaum noch errichtet wurde. Die Ungarngefahr zwang nämlich im 9./10. Jahrhundert die Landbewohner in geschlossenen Dörfern zu siedeln, die leichter zu verteidigen waren … und auch leichter zu verwalten.

Die fünfte Mühle an der Geisel ist die Eptinger 'Fahrtmühle' in Mücheln, sie hatte ihren Namen wohl daher, dass die sogenannte Mahlgeisel hier von den Fuhrwerken durchfahren werden musste, wenn man zur eigentlichen Mühle auf den inneren Mühlhof gelangen wollte. In mehreren Generationen wurde der Betrieb durch die Familien Müllerrneister Gehrmann bis über die Jahrhundertwende hinweg geleitet, bis diese dann abgebaggert wurde.

Das Rittergut war eher bescheiden, das kleine Gutshaus war aber ein recht hübscher klassizistischer Bau. 1952 zog in dieses die örtliche LPG ein, 1970 wurde es dann gesprengt.

Rittergutsbesitzer Bach baute 1906 auf dem Eptinger Rain eine Mietskaserne, auch 'Polenkaserne' genannt, in welchen polnische Arbeiter untergebracht waren. 1950 baute man dieses Gebäude dann in rekordverdächtigen drei Monaten, im Rahmen des NAW, zu einer Schule um.

Durch Gehüfte floss ein Nebenarm der Geisel, welche die 'Klinge' genannt wurde, dessen Ufer wurde 1938 durch gemauerte Einfriedungen befestigt.

1668 wird erstmals für das Geiseltal der Abbau von Braunkohle in einem kleinen Wald in Ortsnähe erwähnt. Zwischen 1968 und 1975 wurden Zorbau, Zöbigker und Eptingen abgebaggert. Von Eptingen ist eine in der Neuzeit erfolgte Erweiterung am heutige Bahnhof noch existent, von Gehüfte ist ein Rest im Bereich der Bahnlinie noch existent.
 

 

Quelle: Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016

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